Leben wir nicht alle von Idealen? Sind es nicht gerade die Ideale, die unserem Leben Sinn und Antrieb geben? Vermögen die Ideale nicht Menschen zusammen zu schliessen und in ihren Taten zu beflügeln? Norbert Loacker lehnt Ideale und jegliche Form des Idealismus grundsätzlich ab, er plädiert für „gute Ideen“. Er besitzt einen speziellen Spürsinn für die Brutalität der alltäglichen Ideale und kennt den tödlichen Umfang jener Ideale, die Geschichte gemacht haben; unerbittlich zeigt er auf, welche zerstörerische, lebensfeindliche Kraft von ihnen ausging und weiterhin ausgeht. Der Autor packt die alte und leidige Aufteilung des Menschen in Geist und Körper von einer neuen Seite an. Sei es im Rahmen von alltäglichen Erfahrungen, sei es im Durchblick durch die Philosophiegeschichte. Er zeichnet die offensichtliche Tendenz nach, in der wir Menschen immer wieder das Gedankliche, Ideelle, Ideale höher einschätzen als die körperliche Welt mit ihren konkreten und komplexen Gegebenheiten. Denn im Kopf ist uns alles oder doch viel mehr möglich als in der realen Welt, die sich unseren Plänen und Ideen gegenüber oft sperrig und widerspenstig verhält. Der Essay wirbt um ein zärtliches, liebevolles Einverständnis mit der Realität. Denn nur in der Auseinandersetzung mit ihr gelangen wir Menschen zur wahren Reife, nur in der Bejahung dessen, was vorerst Begrenzung und Hindernis ist, finden wir den eigenen Stellenwert. Norbert Loacker plädiert für eine Haltung, die auch den östlichen Weisheitswegen eigen ist. „Hindernisse, ohne Hass besehen, entpuppen sich als ‚Dinge’ von eigenem Rang. In diesen Dingen ist das Mass, das unsere Ideen davor bewahrt, masslos zu werden. Rücksicht wird Einsicht.“